Du magst Instagram, ich mag Instagram. Instagram ist beliebt, ein No-Brainer. So beliebt, dass viele Unternehmen und Leute, nicht nur DJs, es als Haupt-Promotion Tool einsetzen, weil die meisten relevanten Leute da sind. Das hat auch über Jahre gut geklappt. Ihr kennt auch die DJs, die Bilder des Clubphotographen vom Wochenende abgreifen, ihren Feed mit persönlichen Moodshots, geschossen von befreundeten Photographen, anreichern und vielleicht noch alle Nase lang mal mal ein „in the Studio“ Bild, wo sie an einem Midi-Piano hocken posten … fertig ist der Localhero DJ/Producer Instagram Kanal.
Doch auf einmal ist Corona-Krise. Es gibt keine Clubphotos von einem mehr und wenn man es ernst meint mit physical distancing, dann fallen die Photoshoots mit den Kumpels, die ne Kamera halten können, auch weg. Ausserdem hat man in Wirklichkeit gar kein eigenes Heimstudio. Die Bluetooth-Box hat doch immer gereicht, um die neuesten DJ City Releases zu checken.
Dann macht man jetzt eben DJ Livestreams. Machen die anderen ja auch. DAS WIRD VOLL GEIL!!!! Spoiler: Wird’s nicht. DJs zugucken, die ihre USB-Sticks vor der Handykamera durchscrollen und auch ansonsten nicht mehr zu vermelden haben als 1 2 3 4 jump … da muss man schon eine sehr loyale Fanbase haben, damit die ihre Instagram App für einen offen lassen. Kurz gesagt: Man hat halt ein Problem, wenn man bis jetzt nur Likes durch seine high polished Pics erzeugt hat und die HandsUp EDM Mucke über Handyspeaker so gar niemand hören will.
Ich sage nicht, dass DJ-Livestreams Netflix-Produktionsniveau haben müssen. Aber machen wir uns nichts vor, man konkurriert mit den großen Streaming-Portalen um die Aufmerksamkeit der Menschen. Und wenn man da einfach nur an seinem DJ-Controller rumnuckelt und seine schönsten W&W Singles spielt, am besten noch in einem Setting vor einer weißen Wand oder so, dann unterhält das einfach nicht und es ist … langweilig.
Dont’t be boring.
Man könnte auf die Idee kommen, dass das Feeling im Wort Partyfeeling vielleicht doch gleichberechtigt neben Party steht. Ok, Partyfeeling kann, wenn überhaupt erst wieder ab Herbst aufkommen. Aber Feeling können wir doch auch jetzt schon haben.
Wenn ich ehrlich bin, bringen einige der Absätze hier drüber aber vielleicht auch bloß ein wenig meine Abneigung gegenüber einer bestimmten Art von DJs zum Ausdruck. Diese DJs machen den Social Part gut, aber sucken bei dem worum es eigentlich geht beim DJ sein, dem Auflegen.
Und da komm ich auch direkt wieder zurück zu lahmer Optik bei DJ Livestreams. Unterm Strich kann die Optik ruhig lahm sein, IMHO, Hauptsache die Mucke ist unterhaltsam. Direkt nach der Hauptsache kommt, dass man den Stream im Browsertab im Hintergrund laufen lassen kann. Es soll Leute geben, die vielleicht gerade keine Lust auf die Social-Komponente des Live-Feeds haben, sondern nur die Musik hören wollen.
Ich finde es übrigens ganz interessant, wie der Boiler Room momentan wieder so ein bisschen zu seinen Wurzeln (unter dem Motto „Streaming from Isolation“) zurückfindet. In der Regel einfaches Kamera-Setup und Fokus auf die Musik. Ausnahme bildet hier Peggy Gou, die natürlich vom höchsten Punkt in Seoul (dem Seoul Tower) streamt. Und mehrere Kameras + Kamera-Guy hat. Davon ab, auch schönes Set. Bei den Livestreams von Palms Trax oder Four Tet kann man nämlich in deren private Räume gucken und ich muss sagen, bisweilen ziemlich nerdy. Das gefällt mir, logo.
Wie dem auch sei: Mit viel Glück bleibt uns eine Generation EDM DJs erspart, weil sie durch fehlende Gratification einer Crowd es direkt mit dem Auflegen sein lässt oder gar nicht erst anfängt.
Ach und, wenn Ihr als Take-Away dieses Blogposts mitnehmt, dass DJ Livestreams auf Instagram in der Regel keine gute Idee sind und ihr lieber auf Twitch, Youtube, FB, Mixcloud or what not wechseln solltet, dann ist schon viel erreicht.
(Achso, Plattformen wie Zoom haben eine total miese Audioqualität bei Musik, kommt erst gar nicht auf die Idee)