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„Black Music“ und meine Probleme mit dem Begriff.

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Liest sich seltsam? Think about it.

„Kannst Du mal Black Music spielen?“ Eine Frage, die wohl jeder (Multi-Genre) DJ kennt. Eine, im ersten Augenblick, harmlose Frage, die zumeist gestellt wird, wenn man für den Geschmack der Fragesteller zu lange House, Indie oder Pop gespielt hat. Soweit, so verständlich – Wenn man den Habitus des „Ich wünsche mir Lieder beim DJ“ OK findet. Allein, ich habe aus diversen Gründen Probleme mit dem Begriff „Black Music“.

Der Terminus „Black Music“ taugt theoretisch schon von der Idee her nicht dafür, sich lediglich Hip Hop/R’n’B/Rap zu wünschen, weil er viel mehr abdeckt als das. Weil es im Grunde um Musik geht, die von Schwarzen/Afro Americans produziert wird.

Ich gehe ja auch nicht in eine Kneipe, will ein Pils, bestelle aber ein Bier und bin dann echauffiert darüber, dass mir ein Helles oder ein Kölsch hingestellt wird, wenn ich doch mit Bier eigentlich nur Pils meine.

Wie vielschichtig Black Music ist kann man übrigens gut im zugehörigen Wikipedia Artikel über Black Music nachlesen. In Ansätzen hatte ich übrigens auch schon mal über das Thema geschrieben.

Bei mir wirft die Frage nach dem Sinn der Benutzung des Begriffs „Black Music“ im deutschsprachigen Raum mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Wie kam es eigentlich dazu, dass hier der Begriff zumeist Synonym für Hip Hop, R’n’B, Rap und neuerdings Trap benutzt wird?

Warum genieren sich weiße Mittelstandskinder nicht einen Begriff zu benutzen, der aus der Black Culture stammt und vielleicht auch nur von Mitgliedern dieser benutzt werden sollte? Es ist ja auch verpönt als Weißer das N-Wort zu benutzen.

Und wenn man Rap hören will, warum sagt man es nicht genau so, sondern benutzt einen Begriff der im Sprachgebrauch so weit gefasst ist?

I don’t do white music, i don’t do black music. i make rap music – for hip hop kids. (Masta Ace)

Ich bin weit davon entfernt eine moralische Instanz zu sein oder seien zu wollen. Denn man scheitert doch eh meist an seinen eigenen Ansprüchen. Aber ich kann immerhin von mir sagen, dass mich das Thema umtreibt. Man sollte ja immer versuchen ein besserer Mensch zu werden, auch wenn die Schritte klein sind. Und ich denke, den Begriff Black Music aus dem momentanen und bisherigen Sprachgebrauch rauszulösen ist der richtige Weg.

Sprache ist immer im Wandel, Begriffe werden umgedeutet, bekommen eine neue Relevanz. Warum also nicht Black Music wieder zu seiner ursprünglichen Begrifflichkeit zurückführen? Wie viel facettenreicher Black Music Partys auf einmal wären. — Gut, dafür sind die Gäste ja wahrscheinlich nicht gekommen, aber das ist ein anderes Thema.

Vielleicht wird der Begriff Black Music beim Lied wünschen auch so gerne benutzt, weil er so unspezifisch und schwammig ist? Frei nach dem Motto, ich möchte was anderes hören: „Spiel bitte keine elektronische Musik mehr, sondern etwas wo einer rappt“.

Wobei ich da auch die Krise kriege, weil z.B. Kevin Saunderson natürlich ebenfalls Black Music ist. Wenn man denn so kategorisieren will, bzw. sich bewusst ist, dass Black Music global eigentlich anders definiert wird, wie der Begriff im deutschen Sprachgebrauch benutzt wird.

Ich hab mich, vor einigen Jahren, mal mit Terri B. über den Gebrauch des Begriffs Black Music in Deutschland unterhalten. Sie kam auch zu dem Schluss, dass der Begriff hier in falscher Bedeutung benutzt wird („Of course it’s racist“), und dass er aus guten Gründen in America im hiesigen Sinne kein Thema ist. Denn was so oft im deutschsprachigen Raum als Black Music bezeichnet wird, wird dort einfach R’n’B, Soul, Rap, Hip Hop genannt. Was es ja auch einfach besser trifft.

Nach meiner Einschätzung wird in den USA Black Music eher synonym mit African American Music benutzt. Eigentlich logisch. So gibt es, dank Barack Obama, auch den „African-American Music Appreciation Month“ im Weißen Haus (ob der mit Trump noch so stattfindet?). Interessanterweise startete das ganze als „Black Music Month“ unter Jimmy Carter und wurde durch Barack Obama umbenannt.

Ich finde es ist an der Zeit Musikwünschern, Party-Veranstaltern und Über-Musik-Redern abzuverlangen, dass sie ihren Gebrauch des Begriffs Black Music hinterfragen und ihn gegebenenfalls ersetzen.

Ein etwas hinkender Vergleich ist übrigens auch das Wort „Elektro“ für alle Spielarten von elektronischer Musik. Ich wurde letztens noch gefragt ob ich den ganzen Abend nur Elektro spiele, wobei ich bis zu der Frage aktuelle Tracks an der Schnittstelle Disco/House gespielt habe.

Grundlegende Musikrichtungen unterscheiden ist nicht schwer. Wir hätten alle etwas davon, wenn wir nicht mit vagen Begriffen in einen Dialog treten, sondern uns möglichst präzise zu etwas äußern.

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