Den Artikel gibt’s auch in etwas gekürzt als Podcast auf Anchor von mir vorgelesen.
Ich habe mich (The Wollium) letztens mal wieder bei YouTube gesucht und ein paar Clips gefunden, die ich schon vergessen hatte. Unter anderem einen Clip von einer Pop Up Venue namens „Wintersuite“ im Jahre 2006. Da habe ich einen Abend gemeinsam mit Sonic Boogie (Im Video hieß er noch Spanish Boogie, warum weiß ich nicht mehr…) aufgelegt.
Damals habe ich noch komplett Vinyl gespielt, das war auch cool. Aber man lief immer Gefahr, auch wenn man viel Vinyl mitgenommen hatte, nicht die passenden Tracks für das Publikum dabei zu haben. Klar, eine Mojo Lady oder so hat damals immer noch in quasi jedem Kontext, der nicht Underground war funktioniert. Aber was passierte, wenn man merkte, dass der Sound den man eingepackt hat auf der Party nicht ankommt? Ja, dann war man am Arsch.
Deshalb finde ich das digitale Auflegen unter anderem so schön. Wenn man eine stabile Musikbibliothek aufgebaut hat, dann bereiten einem solche Veranstaltungen im Vorfeld weniger Kopfzerbrechen. Ich gucke mir dann als Vorbereitung einfach das Milieu der Gastgeber, die angepeilte Zielgruppe und die Partyidee an und kann das aus einem riesigen Fundus Tracks vorsortieren. Und sollte ich unpassend vorsortiert haben, dann kann ich einfach vor Ort gucken was ankommt. Mit Vinyl geht das nicht. Da muss man entweder unglaublich viele Platten mitschleppen oder eben das spielen was da ist. Wenn man die Musik, die ankommen würde denn überhaupt zuhause auf Platte hat.
Deshalb bin ich froh mittlerweile fast nur digital aufzulegen. Man hat so viel Musik dabei und wenn man seine Musikbibliothek
- gut gepflegt,
- gut kennt,
- gut sortiert hat
dann sind die wenigsten Abende ein Himmelfahrts-Kommando.
Im klassischen Clubkontext, wenn es um Spartenmusik wie z.B. Deep-House (oder so) geht, ist das etwas anderes. Da kann man zwar auch den Plattenkoffer falsch packen, aber man liegt meist nie wirklich grob daneben, man ist ja schließlich für die Spartenmusik gebucht, und ein guter DJ kriegt so einen Abend mit der ein oder anderen B-Seite dann meist auch gemeistert.
Ich spiele übrigens immer noch gerne ab und an Vinyl-only, aus diversen Gründen. Nur Geld verdiene an solchen Abenden eher selten. Das war früher anders. Heute passiert das meist nur noch aus Leidenschaft für Vinyl. Welche ich immer noch besitze.
P.S. Auf die Platte, die im Video läuft war ich lange neidisch. Das ist Telefunken von Egoexpress. Die habe ich mir ein paar Jahre später im Rekord.net nachgekauft, als ich mit Chrispop anlässlich einer NDR Preisverleihung in Hamburg war. Aber das ist eine andere Geschichte.
Immer alles da zu haben ist natürlich ne tolle Sache. Aber so ein kleines bisschen beeinflusst das ja auch den eigenen Stil finde ich.
Natürlich ist es gut reagieren zu können, wenn man merkt, das das was man sich ausgedacht hat nicht zündet, aber es muss sich die Waage halten finde ich. Sonst wird man ja im Prinzip austauschbar. Weniger ist manchmal auch mehr 🙂