Das da oben war lange Zeit mein DJ Equipment. Gut, es wurde noch durch einen 3 Kanal Mixer und einen anderen Direct Drive Plattenspieler von Reloop ergänzt, aber prinzipiell gibt das schon den richtigen Eindruck. Ein umgerechnet 350 Euro teurer Pioneer CDJ-500 Klon (für die jüngeren Leser: Ja, so sahen in den späten 90er Jahren Pioneer Player aus) und ich glaube ein ca. 200 Euro teurer Plattenspieler von Reloop, der trotz Direktantrieb ganz schöne Gleichlaufschwankungen hatte. Klare Sache: Damals war nicht alles besser.
Vieles, was man sich mit kleinem Geldbeutel leisten konnte, war schrottiger als das, was man heute für vergleichbares Geld bekommt. Natürlich, es bedurfte auch mehr Technik um DJ zu sein. Ich bin ja 1980 geboren und mit der CD groß geworden (naja, immerhin gewachsen), deshalb auch ein CD-Player als erstes DJ-Abspielgerät gekauft, dann aber relativ schnell gemerkt, dass es viele coole Clubtracks gar nicht auf CD gab, dementsprechend folgten zwei Reloop Plattenspieler. Meine erste Platte war übrigens Celvin Rotane „You’ve got to be you“ im DJ Tonka Eurostyle Remix, ich glaube das hatte ich aber schon mal an anderer Stelle erwähnt.
Davon ab und zurück zum eigentlichen Thema, früher war nicht alles besser. Ich für meinen Teil kann sogar sagen, dass vieles schlechter war. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass 90er-Jahre-Party quasi als Synonym für eine Trashpop-Party steht. Mal abgesehen von vielem 90er Jahre HipHop, die hatten in der Reflexion wohl wirklich eine Golden Era (Warum gibt’s eigentlich keine „Golden Era“ House Partys?). Wenn mein DJ Equipment schon schlecht war, was war noch schlecht? Mein Musikgeschmack. Hatte ich schonmal drüber gebloggt, und ja, der war wirklich bescheiden. Damals kam man auch schlechter an gute Tracks ran, generell war die Beschaffung von neuen Tracks zum auflegen (auch als sich mein Musikgeschmack besserte) eine unglaublich schwierige Angelegenheit. Im Gegensatz zu heute. Beatport, iTunes, Soundcloud, Amazon, ein schier unglaubliches Angebot. Früher musste ich oft erst in die nächstgößere (Bielefeld) oder in die nächst kleinere (Detmold) Stadt fahren um frische Platten zu shoppen, wenn ich mich in der Musikgalerie bei Ralf schon doppelt durch die Auslage gewühlt hatte. Sich der Aussenwelt als DJ zu präsentieren war auch schwieriger. Kein Soundcloud, kein Mixcloud, kein Facebook und Twitter. Dafür hat man Kassetten verteilt, das war auch schön, aber aufwendig (und teuer).
Und erst die Schlepperei der Platten. Selbst eine kleine Tasche mit 30-40 Vinyls war schwerer als meine jetzige „Auflegetasche“ Mit Laptop, Soundkarte, X1 Kontrol, Kabeln und Co. Plattenkoffer haben beim Schleppen auch immer gerne blaue Flecke am Oberschenkel hinterlassen, weil sie immer da dran geschlagen sind.
Was ich als junger Clubgänger natürlich anders empfunden habe: Das Clubpublikum war gefühlt erfahrener, was man oft mit besser gleichsetzt, weil die Chance besteht, dass sich älteres Publikum schon mehr mit Clubmusik auseinander gesetzt hat und deshalb dementsprechend wissender und auch offener mit dem Thema umgehen. Muss mir in der Retrospektive natürlich auch so vorkommen, ich war ja schließlich Ende der 90er einer der jüngsten im Club. Und wenn ich mir meinen Personalausweis so angucke, nicht grade einer der schönsten.
Ich hatte natürlich früher auch viel Spaß an den Dingen, bei manchen Sachen auch sicher mehr als heute. Manches kann man eben nur einmal lernen (Beatmatchen z.B.), oder zum ersten Mal erleben. Doch die Rahmenbedingungen für mich als blutjungen DJ und Clubgänger im schönen Paderborn waren eher mies. Die heutigen (technischen) Möglichkeiten machen es neuen DJs einfach. Um wirklich gut und bekannt zu werden braucht man zwar immer noch Einsatz und Talent, denn man muss sich gegen mehr junge DJs durchsetzen, aber unterm Strich ist es simpler als früher. Die digitale Technik trägt allerdings auch dazu bei, dass Auflegen an Sexappeal verliert. Der ganze visuelle Aspekt von damals fällt weg. Buttons pushen an einem 2 Deck-Controller sieht nun mal nicht so schön aus wie Schallplatten auflegen. Wobei man auch erwähnen muss, dass es damals noch Plattenläden in der Gegend gab, im Gegensatz zu heute. Da konnte man noch greifbare Tonträger kaufen. Das war schon ganz gut.
1 comments